Ein besonderes Jahr geht zu Ende. Wir haben unsere Kollegen und Partner nach ihrem persönlichen Erleben gefragt, nach Positivem, Negativem und Neutralem, danach, was von diesem Jahr für sie bleibt und was gerne wieder gehen darf. Wir teilen mit Ihnen diese sehr persönlichen Einblicke und Impulse und laden Sie ein, sich selbst zu fragen: „Wofür steht 2020 für mich?“
Michael Riermeier
Für mich steht 2020 unter zwei Überschriften:
- Das widersprüchliche Erleben von Zeit: Einerseits ist vieles nochmal schneller geworden. Ständig überholen sich Planungen, und alles über einer Woche kann schon unter „Langfrist-Planung“ verstanden werden. Andererseits sind die Tage so lang, weil so voll. Das Jahr 2020 an sich, speziell der Lockdown im Frühjahr (gerade mal ein paar Wochen) kamen mir ewig vor. Alles schneller oder alles langsamer? Wohl beides. Wie damit umgehen?
- Wie schaffen wir digitalen Kontakt – und bleiben digital in Kontakt? Das bewegt mich, insbesondere als Geschäftsführer, habe ich doch meine Kolleginnen und Kollegen schon seit dem 13. März nicht mehr gesehen. Jedoch (oder gerade deswegen) entsteht eine (neue) Qualität des Kontakts, die vieles kompensiert, aber eben nicht alles. Wann und wie werden wir uns wieder persönlich sehen?
Andreas Schwarzenhölzer
Das Jahr steht für mich für folgende Begriffe:
Sorgen und Ängste:Bezogen auf Corona – um sich selbst, um Familie und Freunde, um existenzielle Fragen. Wie wird es weitergehen?
Aushalten:Der Lockdown ist verordnet und man kann erst einmal gegen den Virus – außer die AHA(L)-Regeln einzuhalten – nichts machen!
Umdenken:Weil neue Wege des Arbeitens gefunden werden mussten, und auch gefunden wurden – flexibles, hybrides Arbeiten.
Lernen:Technisch, die virtuellen Tools verstehen und anwenden.
Mut schöpfen: Es geht wieder aufwärts und auch Kunden merken, man kann mit der Situation umgehen und sie entsprechend gestalten.
Martin Walzer sagt das so schön: „Wer geht, dem schiebt sich Weg unter die Füße.“
Jasmine Herbert
Positives:
- Durch die viele Corona-bedingte Zeit in meinem neuen Zuhause fühle ich mich hier nun wirklich Zuhause.
- Ich hatte durch Kurzarbeit und den Lockdown viel Zeit und konnte an der Fertigstellung meines neuen Heims arbeiten. Dadurch bin ich weitergekommen, als ich es sonst vielleicht wäre.
- Ich fühle mich selten noch in zeitlichen Stresssituationen und bin ausgeglichener.
- Ich habe einen Menschen kennengelernt, der mir in allen Lebenslagen als echter Partner zur Seite steht und mich unterstützt.
Negatives:
- Mir fehlen viele persönliche Kontakte, insbesondere im Büro und zu manchen Freunden. Die Telefonate und Videocalls können dies leider nur zum Teil kompensieren.
- Alle Veranstaltungen (Theateraufführungen, Lesungen, Fastnachtsveranstaltungen, Weinfeste), Gelegenheiten, um fröhliche und ausgelassene Stunden mit Freunden und Bekannten zu verbringen, konnten und können nicht stattfinden.
- Ich habe meinen Sohn in diesem Jahr kaum gesehen, weil er in der Schweiz wohnt und Besuche von ihm zwangsläufig mit Quarantäne verbunden sind. Sein Besuch zu Weihnachten steht noch in den Sternen.
- Auch mein Urlaub zum Skifahren ist nicht greifbar. Normalerweise wäre ich jetzt zum Ski-Opening gefahren…
- Der normale Arbeitsrhythmus mit dem Gefühl, im Büro gebraucht zu werden und wichtig zu sein, fehlt im Alltag sehr. Damit verbunden ist die Sorge um die finanzielle Situation.
Was bleibt von 2020 und darf bleiben? Was darf wieder gehen?
Den Stress, den ich in den vergangenen Jahren hatte, alle mir gesetzten Termine entsprechend einzuhalten, brauche ich nicht unbedingt wieder zurück. Ich genieße das Homeoffice, möchte aber auch wieder ins Büro fahren können und dürfen. Ich wünsche mir den direkten Kontakt zu meinen mich umgebenden Menschen zurück.
Was nehme ich aus diesem Jahr mit?
Viele häusliche Fortschritte, viele Glücksgefühle, viel Gelassenheit und Hoffnungen für das neue Jahr.
Kai Sonntag
Ich habe bei Google mal die Suche „Corona-Jahr Sprüche lustig“ eingegeben. Eine kleine Auswahl der Suchergebnisse:
„Dieses Jahr möchte ich keinen Rückblick. Ich hätte lieber einen Ausblick.“
„Neuer Trendsport: Zurückrennen, weil Maske vergessen.“
„In Zeiten der Maskenpflicht sieht man, wer mit den Augen lächelt.“
Bereits in diesen drei „Sprüchlein“ steckt eine Menge drin, was mein und unser Jahr 2020 betrifft.
Und wofür steht das Jahr 2020 für mich?
Da denke ich nicht nur, aber in erster Linie eben doch an Corona und alles, was damit zusammenhängt. Das war prägend und wird es auch weiter sein. Vielfältige gravierende negative Auswirkungen für viele hier bei uns und sonst wo auf unserem Planeten. Gesundheit, Wirtschaft und Soziales sind – wahrscheinlich noch lange Zeit – massiv betroffen.
Aber dennoch war bei weitem nicht alles negativ an diesem Corona-Jahr. So hatten wir, meine Frau und ich, gerade in den Zeiten des „Lockdowns“, zu einigen Freunden und Bekannten teils deutlich intensiveren Kontakt als zuvor. Dies virtuell. Auch wenn persönliche Treffen eine zusätzliche Qualität haben, haben wir unsere virtuellen Treffen mit Freunden und Bekannten genossen und werden dies auch nach Corona – vor allem als Ersatz fürs Telefon – weiter tun. Ja, selbst mit meiner 80-jährigen Mutter wird inzwischen kaum mehr telefoniert. WhatsApp-Video ist der neue Normalzustand.
Was war noch positiv an diesem Jahr?
Die Menschen in unserem Land habe ich (zumeist) freundlicher, rücksichtsvoller und hilfsbereiter wahrgenommen als zuvor. Insgesamt ein gutes Gefühl des Zusammenrückens – mit Abstand. Schöne Urlaube daheim, mehr Zeit in der Natur, fürs Lesen und für grundsätzliche Gedanken, was mir so alles wichtig ist und was auch nicht. Und eben auch die Chance zu nutzen, zu entschleunigen.
Ach ja, und virtuell klappt auch wunderbar im Job. Sei es im Austausch mit Kunden und Kollegen wie auch in Trainings und Workshops. Erstaunlich, was da plötzlich alles geht und nach kurzer Zeit normal war. Das hätte ich nie für möglich gehalten und ich habe es als Ergänzung sehr zu schätzen gelernt. Hier hat „Corona“ meinen Job auch für die Zukunft vielfältiger und noch „spannender“ gemacht.
Was darf von 2020 wieder gehen?
Bitte möglichst bald: Corona. Was darf gerne bleiben? Die positiven Veränderungen, die das Virus eben auch mit sich gebracht haben.
Mein Wunsch an Weihnachten ist dieses Jahr ganz „simpel“: Es wäre wunderbar, wenn wir Weihnachten – wie immer – im Kreis unserer „3-Haushalte-Familie“ begehen könnten.
Dazu einen schönen alten Weihnachtssong von Chuck Berry (Youtube-Link!).
Jens Clausen
Gesellschaftlich für ein erschreckend auffälliges egozentriertes Handeln, mangelndes Verantwortungsbewusstsein und der Abwesenheit von Weitblick.
Die Verarbeitung von Gefühlen der Hilflosigkeit und Enge sind offenkundig immer noch keine Kernkompetenzen.
Die zunehmende Nabelschau, auch in Form von nationalistischen Strömungen samt entsprechenden „Führern“ vieler großer und kleinerer Nationen rund um den Globus – und Schuldzuweisungen haben Konjunktur.
Covid 19 ist nur ein Virus. Interessant wie die „Krone der Schöpfung“ nicht in der Lage scheint, diesem beizukommen, obwohl einige Nationen, z.B. Neuseeland, uns vormachen, wie es geht. Und so werden wir noch viele überflüssige Tode bis zum Jahresende erleben durch unser eigenes Verhalten.
2020 steht auch für vertiefte und gereifte Freundschaften – Covid sei Dank.
Für mich ist 2020 das Jahr des Lassens – weglassen, loslassen und zulassen!
Klaus Leeder
Für mich ist das ganze Jahr die Neufassung von https://www.zeitblueten.com/news/der-bauer-und-das-pferd/
Das ist die kürzeste Version der Geschichte, die es zig-Mal im Netz gibt und die, glaube ich, jeder mal gehört hat in seinem Leben.
Es geht darum zu schauen, was das Gute im Schlechten ist und zu versuchen, aus allem das Beste zu machen. Das zentrale Thema ist die Corona-Pandemie und deren vielfältige Auswirkungen. In dieser Pandemie kann ich mich jeden Tag an der Haltung des Bauern aus der Geschichte verproben.
Im Jahr 2020 standen 3 Themen im Mittelpunkt – die Neu-Definition der drei F’s in meinem Leben.
– Firma
– Fitness
– Familie
Firma:
Vor Corona wurden digi-loge Angebote abgelehnt – sowohl seitens einiger Berater als auch bei Kunden, weil digital intern nicht durchsetzbar war. Plötzlich sollte alles rein virtuell ablaufen. Damit waren zweitweise alle Präsenz-Termine weg, dafür der Bedarf und das Verständnis für digitale Formate vorhanden. Gut oder schlecht?
Fitness:
Durch den Corona-bedingten Lockdown konnte ich meine Physio-Termine gut wahrnehmen. Übrigens in Präsenz. Manuelle(!) Therapie geht nämlich wirklich noch nicht online. Die Physio-Termine in Frankfurt waren gut mit den notwendigen Zeiten für Büro-Arbeiten kombinierbar. Gut oder schlecht?
Familie:
Durch den Lockdown hatten wir als Familie mehr Zeit füreinander. Wir mussten uns zwar so gut abstimmen wie noch nie, aber es gab noch nie so regelmäßig Mittagsessen wie in dieser Zeit. Gut oder schlecht?
Und letztlich bleibt der heitere Neid auf die Franzosen, die im Lockdown Kondome und Rotwein leer gekauft haben sollen. Währenddessen haben wir Deutsche Toiletten-Papier gehortet.
Mit dem Wissen, dass ich mit meinem Sohn wieder Fußball spielen kann, habe ich meiner Frau für den nächsten Lockdown angekündigt, dass ich es machen werde wie die Franzosen. Diese drei F’s sind die politisch korrekte Andeutung dessen, was sich eh schon jeder gedacht hat.
Marion Hampel
Für ein Jahr der Veränderung, der Achtsamkeit und der Zweisamkeit. Corona hat zu Veränderungen bei der Arbeit geführt, die Digitalisierung ist weiter fortgeschritten. Aber auch das Privatleben ist von Veränderungen geprägt gewesen. Im März und April stand ein Dorf zusammen. Wir haben Masken genäht und gesammelt, damit das Krankenhauspersonal versorgt war. Ich habe aus Stillkissen Kissen zur Lagerung der Corona-Patienten genäht, da diese bis zu 16 Stunden auf dem Bauch gelagert werden mussten.
Wir haben auf unsere Familie und Freunde geachtet, damit alle gesund bleiben und dies ist uns auch gelungen: Keiner ist erkrankt.
Ich habe feststellen dürfen, wie mein Mann und ich mit unserem Hund das Leben für uns genießen können in Zweisamkeit mit viel Zeit an der frischen Luft.
Martina Onorato
Positives, Negatives und Neutrales:
Definitiv ein Jahr, in dem „alles anders als sonst“ war, das Gewissheiten und Vertrautes auf den Prüfstand gestellt oder auch über den Haufen geworfen hat – bei mir persönlich wie in meinem gesamten Umfeld und auch weltweit. Corona – Ausnahmezustände, eine irre Präsidentschaftswahl in den USA, usw. …
Was macht dieses Weihnachten zu einem besonderen Weihnachten oder ist Weihnachten 2020 überhaupt für dich besonders?
Wie jedes Jahr und ganz besonders in diesem, ist es eine Zeit der Einkehr und hoffentlich einer Kehrtwende am dunkelsten Punkt des Jahres zu lichteren Zeiten…
Was bleibt von 2020 und darf bleiben? Was darf wieder gehen?
Die Vergewisserung, mir mehr Zeit zu nehmen für die Menschen und die Dinge, die mir wichtig sind.
Was nimmst du aus diesem Jahr mit?
Dass Not erfinderisch macht und wir zu mehr imstande sind, als wir vorher von uns geglaubt haben.
Sabine Kernbach
Es war kein einfaches Jahr. Das, was ich gerne teile, ist dieser Song von Silbermond.
Simone Thomßen
Wofür steht das Jahr 2020 für mich? Gar nicht leicht zu beantworten, denn dieses Jahr ist durch Corona geprägt:
– Ständige Präsenz des Themas Corona
– Bewältigung der Informationsflut zum Thema Corona
– Durchlaufen der persönlichen Veränderungskurve, und das immer wieder
– Verschiebung der persönlichen Werte und intensiveres Leben dieser Werte
– Verabschiedung von alten Mustern
– Entdecken neuer Fähigkeiten
– Ausprobieren neuer Fertigkeiten
– Aber auch: tolles Wetter, schöne Urlaube, ein intensives Miteinander, viel draußen sein.
Positiv ist, dass ich mich zum einen durch all das reflektieren und sortieren konnte und eine neue persönliche und berufliche Klarheit erlangt habe. Zum anderen, dass die Bindung zur Familie, zu Freunden und zu Kollegen noch intensiver geworden ist. Das alles kann sehr gerne bleiben!
Aber: Das Jahr war auch sehr anstrengend, und ich freue mich auf eine besinnliche Weihnachtszeit mit Lichterketten, Kerzen, Kamin, Glühwein auf der Terrasse und gutem Essen.
Sonja Alberts
2020: Was für ein besonderes Jahr! Nie in meinem ganzen Leben hatte ein Ereignis so viel Einfluss auf mich. Die Hochzeit meiner Schwester in sehr kleinem Kreis, die Beerdigung meines Schwiegervaters würdevoll, aber ohne Gesang, dafür mit Mund-Nasen-Maske. Keine Kultur, keine freundschaftlichen Treffen, kein Auslandsurlaub. Aber vor allem: keine Umarmungen, kein Händeschütteln keine unbeschwerte Nähe. Immer der misstrauische Gedanke, ob der andere einen vielleicht anstecken könnte.
Das Jahr 2020 hat mir gezeigt, wie wichtig mir Nähe ist und wie sehr viele Selbstverständlichkeiten fehlen können.
Ein Lied, dass ich Ihnen mit auf den Weg geben möchte:Herbert Grönemeyer: Helden dieser Zeit.
Susanne Sachtleber
Für mich steht das Jahr 2020 für die Notwendigkeit, Undenkbares anzunehmen und für sich selbst, mit dem privaten Umfeld und gemeinsam mit Kunden und Partnern Neuland zu entdecken. Die Erfahrung, sich dieses „Neuland“ anzueignen und gemeinsam gestalten zu können und die Einsicht, sich auch „undenkbaren“ Situationen nicht ausliefern zu müssen, stärkt, trägt und gibt mir Zuversicht.
Als Lektüren aus dem professionellen Kontext, die mich auf der Reise ins „Neuland“ begleitet haben, empfehle ich:
Und ansonsten finde ich inspirierend:
Mangold, Ijoma: Der innere Stammtisch. Ein politisches Tagebuch. Hamburg, 2020
Kirsten Schmiegelt
2020 steht für mich für Veränderungskompetenz, Akzeptanz und den Fokus auf das zu richten, was da ist und nicht auf das, was fehlt. Also eine Ausrichtung auf Fülle statt auf Mangel.
Was macht dieses Weihnachten zu einem besonderen Weihnachten oder ist Weihnachten 2020 überhaupt für dich besonders?
Für mich ist jedes Weihnachten besonders, dass ich mit meiner Familie verbringen darf, insbesondere mit meinem Großvater, der stramm auf die 100 zugeht
Was bleibt von 2020 und darf bleiben? Was darf wieder gehen?
Bleiben darf die Dankbarkeit für meine Gesundheit, die lieben Menschen in meinem Leben, eine Arbeit, die mir große Freude macht, und die ich an in der Krise ungestört ausüben durfte. Auch die Dankbarkeit dafür, trotz Einschränkungen raus zu dürfen und unser schönes Umland regelmäßig zu erwandern und aufzutanken. Gehen dürfen die Einschränkungen kultureller Aktivitäten, sofern Sie dem Hygienekonzept entsprechen und vor allem die unbelehrbare Rücksichtslosigkeit einiger Mitmenschen.
Was nimmst du aus diesem Jahr mit?
Dass es mir trotz allem verdammt gut geht